Simon Fordham – Gedanken zur Diplomarbeit

Als langjähriger Musiker, sowohl bei den Münchner Philharmonikern als auch beim Rosamunde Quartett, plagten mich die üblichen berufsbedingten Wehwehchen, die eine ziemliche Odyssee durch die verschiedensten Körpertherapien ins Rollen gebracht hatten.

Nach einem Besuch in meiner Heimat, wo ich auf gleich zwei Freunde traf, die Erfahrungen mit der AT gemacht hatten – in einem Fall war die Freundin sogar mitten in der Ausbildung – fasste ich mir ein Herz und nahm die erste Stunde. Die löste bei mir das sprichwortliche Aha-Erlebnis aus und ich meinte bald, all meine Probleme gelöst zu haben. Ganz am Anfang hatten wir unser 10-jähriges Quartett-Jubiläum, und bei dem Konzert habe ich mich so wohl gefühlt wie lange nicht mehr!

Dennoch waren diese Flitterwochen nicht von Dauer. Als äußerst zielfixierter Mensch machte ich mich, mit Spiegeln und eisernem Willen ausgestattet, an die Arbeit, und grub mich in ein veritables Loch, aus dem es irgendwann kein Entkommen zu geben schien. Ich war drauf und dran, das Ganze nach etwa vier Jahren hinzuschmeißen, aber suchte in dieser sehr desillusionierten Phase Dans Assistentin, Elisabeth Molle auf. Sie fasste mich kurz an und exklamierte „Aber das ist doch wunderbar. Sie müssen die Ausbildung machen!“ Auf ihr Geheiß wurde ich am anderen Tag bei Dan in der Wochenendklasse vorstellig und war alles andere als begeistert. Wie öde, dachte ich mir im Stillen. Wie kann man sich nur drei ganze Jahre damit beschäftigen? Ich blieb zwei Stunden, bezahlte meinen Obolus und meinte unverbindlich, ich würde mich vielleicht mal wieder blicken lassen. Eigentlich sollte ich anschließend sofort zum Flughafen, um nach München zurückzufliegen.

Aus heiterem Himmel kam der absolut irrationale Gedanke: ich storniere den Flug und bleibe. Dieser Sache muss ich ein bisschen näher auf den Grund gehen.

Damals bin ich eine Woche jeden Tag als Gast in der Schule erschienen und in den darauf folgenden Monaten wurde ich ein absoluter Dauergast. Eines sonnigen Tages, auf einer Yogamatte in Tango Vivo liegend, kam eine weitere, auf Anhieb nicht so willkommene Eingebung; es geht zwar gar nicht, aber ich muß das hier machen. Es war eine große Entscheidung, die den Verzicht auf einen Teil meines Berufes nötig machte, aber ich nahm die Strapazen einer Dauerpendelei und die materielle Last eines doppelten Wohnsitzes auf mich, und fing bei Dan an. Die Entscheidung habe ich niemals bereut! Als ich zum ersten Mal an einer Mitstudentin arbeiten durfte, habe ich einen solchen Frieden in mir gespürt. Schleichend veränderten sich bei mir Muster im Alltag und beim Spielen und mir wurde immer klarer, dass dies ein lebenslanger Prozess sein wird. Ich habe auch die beglückende Erfahrung gemacht, von Kollegen angesprochen zu werden, die den Prozess aus einiger Ferne mit ansehen, und auch Interesse an der Technik gezeigt haben, weil es mir offensichtlich so gut getan hat. So gibt es mittlerweile eine kleine Schar von begeisterten Anhängern bei uns in München. Außerdem hat sich meine Unterrichtstätigkeit wie eine Lawine ausgeweitet; es kommen immer mehr Anfragen von Geigern, die eine ganzheitlichere Form des Lernens suchen, und in den letzten Jahren habe ich mehr als zehn Schüler in großen deutschen Orchestern untergebracht.

Dan führt seine Klasse mit einer sehr unaufdringlichen, aber trotzdem allgegenwärtigen Aufmerksamkeit und vermittelt die Prinzipien Alexanders in absolut puristischer Form. Ich fühle mich privilegiert, einen Lehrer mit so großer Erfahrung in der Technik zu haben und bin sehr gepägt von seiner Arbeitsweise, aber auch von seiner Lebensweisheit, die immer wieder in Form kleiner Geschichten offenbart wird, wenn wir allzu ernst zu werden drohen!

Es herrscht eine ausgesprochen kollegiale Atmosphäre, bei der wir auch enorm viel voneinander lernen. Nicht zuletzt profitieren wir auch von vier ausgezeichneten, grundverschiedenen Assistenten.